Montag, 20. Juli 2015

Wenn Herzen Herzen berühren

Sonntag

Der Tag danach!

Der Wind in den Erlen, ein Tee oder zwei oder drei
Mehr bedarf es heute nicht
Doch, Stift und Papier – Eindrücke sammeln.
Sie konservieren. Festhalten

Vier Tage, während andere dafür Wochen Zeit hatten. Zeit hatten sich „vorzubereiten“ Freude zu genießen. Meine Freude war dann dafür kompakter :-) 
Vier Tage vor dem gestrigen Event komme ich von einer Sekunde auf die andere, auf die Idee „da willst du hin!, als der Radiomoderator Sunrise Avenue und Hollywood Hills mit einem Gewinnspiel ankündigte.
Interesse geweckt schaute ich auf die Internetseite der Kindl Bühne und – tatsächlich. Es gab noch frei verkäufliche Karten. Doch zuallererst einmal wollte ich mein Glück testen, man kann ja nie wissen.

Tja, man kann ja nie wissen. Und so eben auch ich nicht, dass mich meine Stimme wieder einmal schmählich im Stich lassen würde. Dabei waren die Fragen so einfach zu beantworten auch wenn ich kein Finnisch kann. Was soll´s.
Da blieb nur der Kauf. Denn ich WOLLTE dort hin. Unbedingt. Wollte dies als Abschluss einer Zeit, in der mein Leben durch Paniken und Angstzuständen bestimmt war. Ich kaum die Wohnung verließ und mir Fahrten mit Bus und Bahn zur Qual wurden. Wollte Menschen erleben, meinen Ängsten zeigen – nicht mehr mit mir.

Also Karte gebucht. Bestätigung bekommen und da die Zeit für eine Zusendung sehr knapp war, lies ich die Karte an der Abendkasse hinterlegen.
Das dies für mich ein kaum zu glaubender „Glücksentscheid“ werden sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt keineswegs.

In mir war so viel Freude, dass Bedenken gar keinen Platz in mir hatten aufzukeimen.
Donnerstag kam ich auf die Idee mich zu informieren, wo sich denn die Abendkasse befindet. Nochmals machte ich die Seite von der Wuhlheide auf und als erstes prangte mir ein Bild mit tausenden Menschen entgegen.

In meiner Freude hatte ich zurückliegende Ängste völlig verdrängt. Mir stockte für einen Moment der Atem.
„Wieso, wieso hast du das denn gestern nicht gesehen?“ schoss mir durch den Kopf.
Nee, ist ja nun nicht so, dass ich nicht wüsste das so eine Bühne Platz bietet und ein Solokonzert mit Samu passt sicher auch nicht in mein Budget.
Doch die Freude blieb, trotz meiner „Panik vor Menschen“.

Zeit bis Samstag, mir
DARÜBER Gedanken zu machen, hatte ich gar nicht.
Nur Freude in mir. Freude über den kurzfristigen Entschluss.

Danke noch mal an jene :-) die sich mit mir freuten über die Idee und die Umsetzung.

Samstag! Vier Uhr morgens und ich hellwach. Wie jeden Tag. „Musste das heute sein?“ Doch schlafen war nicht mehr möglich und auch ein späteres hinlegen war nicht, sollte doch meine neue Tastatur geliefert werden. 14 Uhr kam das Paket, noch drei Stunden. Doch nun war mir das zu spät. In drei Stunden musste ich los.
Dafür nervte ich meine kleine Ziehtochter, mit ihrer Erlaubnis (lach).
Wir tipperten hin und her und die Zeit verflog wie im nu.


Viertel nach vier stellte sich die erste Unsicherheit für einen kurzen Moment an meine Seite und klopfte leise an, als mich meine Kleine fragte ob mich jemand begleitet.
Unsicherheit? Oder doch eher das Bewusst werden es geht los!

Ich allein – zwischen – laut Radio – weiteren fünfzehntausend Konzertbesuchern.


Auf zum Bus. Ich hatte die Zeit gut geplant, schließlich war ab 18 Uhr Einlass und vor mir lag eine gute dreiviertel Stunde Fahrt.
Nun, ich hatte mal wieder die „Rechnung ohne den Wirt“ gemacht und so kam was kommen konnte, der Bus kam zu spät. Dementsprechend fuhr die Straßenbahn ohne mich. Die nächste dann in zwanzig Minuten.
Nun machte ich erst einmal eine kleine Straßenbahnerkundungstour. Ich stieg in die Linie M4, fuhr einige Stationen und stieg dann um in die M8. Das sollte nicht der letzte Umstieg sein.
Als die 17 kam, vergaß ich total, dass ich auch die 27 nehmen könnte, da die mich gleich an mein Ziel bringt. Aber mir war irgendwie alles egal, ich wollte einfach nur in die Wuhlheide. Also nochmaliges umsteigen.
Ab Tierpark merkte man dann schon, dass sich die Bahn mit weiteren aufgeregten Konzertbesuchern füllte. Neben mir nahmen Mutter und Tochter Platz. Und Mama griente genauso glücklich wie ich in die Welt. Die Bahn füllte sich immer mehr und besagte Mama geriet in Aufregung, als die Bahn einen Schwenk machte. Wir lächelten nun inzwischen schon zu dritt.
Dieses Lächeln kannte ich schon die ganze Woche aus anderen Gründen und verstärkte sich immer mehr, je näher ich meinem Ziel kam.
Honigkuchenpferd, dachte ich nur. Zusammen mit den beiden ging es dann in den Park.

Für mich kein „Unbekannter“ da meine Kleine und ich dort viel Zeit mit ihrer Kleinen verbringen.
Doch was mich da erwarte ….verschlug mir den Atem und auch für eine Minute das Lächeln.

DAS wollte bewältigt werden.
Noch immer Ahnungslos, wo ich die Abendkasse finden würde, hatte ich nun leichtes Muffen-sausen beim Anblick der Menschenschlange, die sich durch den Park zog und ich wusste das es noch einen Eingang gab.

Nun war mir echt anders.
Schließlich brauchte ich ja noch meine Eintrittskarte.

Ich „durchquerte“ die Schlange und folgte ihr seitwärts. Immer nach vorn. Irgendwo musste ich ja an meine Karte kommen.
Nach einer Weile kam der erste Eingang in Sicht und somit auch Ordner.
Welch Glück, mit klarer fester Stimme konnte ich ihn fragen wo sich die Abendkasse befindet. Sie hatte mich also heute nicht verlassen. 
Innerlich gestärkt schritt ich weiter voran.
Menschen über Menschen, doch im Vordergrund stand erst einmal …. ich brauche die Karte. Ich verfluchte meinen Entschluss, mich für die Abendkasse entschlossen zu haben, als ich die nächste Menschenschlange erreichte. Keine Kasse in Sicht. Aber viele Ordner.
Nach einem Rundblick, trat ich auf eine Ordnerin zu, ach nee die heißen ja jetzt "Stuart" und fragte nach der Abendkasse. Freundlich wies sie mir den Weg. Nur wenige Besucher standen dort an. Alles VIP Besucher, mit speziellen Vorzügen.
Ich sah mich schon, die ganze Schlange wieder ablaufen und ans Ende anstellen, als ich endlich dran war. Eine Gruppe Jugendlicher hatte den Abendkassenschalter verdeckt.

Ich erbat meine Karte, reichte den Code herüber, zeigte meinen Ausweis, bekam mein Ticket und fragte leise, „darf ich jetzt durch diesen Eingang oder muss ich mich anstellen?“
Lächelnd forderte sie mich auf, einfach durch diesen Eingang zu gehen.
Ich konnte es kaum fassen, zeigte meine Karte, wollte schon den Rucksack öffnen und wurde hindurch gebeten ohne jegliche Kontrolle. Das sah am anderen Eingang aber völlig anders aus.

Vor mir lag nun ein kleiner Anstieg. Nur für einen winzigen Moment durchbrach ich meinen Tunnelblick, der sich einstellte als ich an all die Menschen dachte und an das was mich nun erwarten würde. Ich blickte nach hinten ….. blickte auf die gefühlte Hälfte Konzertbesuchern von fünfzehntausend.
Unbeschreiblich ..
Langsam zog ich weiter, genoss diesen Bonus und blickte mich erst einmal ein wenig um. Noch nie war ich hier gewesen zu einem Konzert.
Vor mir öffnete sich der Blick auf die atemberaubende Bühne, die sich vor einem Hellblauen Himmel, garniert mit kleinen weißen Wölkchen, präsentierte.
Es gab unten Stehplätze vor der Bühne und rundherum die Tribüne.
Ich entschloss mich, dieses mal noch den hautnahen Kontakt mit so vielen Menschen zu vermeiden und hatte bald einen Platz für mich gefunden, ganz oben an den Geländern. So sollte, so wollte ich den Abend verbringen.
Langsam füllten sich die Sitzplätze, ich machte ein Foto und meldete mich bei meiner Lütten mit den Worten „Ich bin drin“.
 
Ja und nun konnte alles erst einmal sacken. Ich war wirklich drin.
Es blieb noch viel Zeit bis zum Beginn des Konzertes.
Langsam gesellten sich weitere Zuschauer zu mir, doch es war im Rücken immer frei bis auf später, als ein älterer Herr sich hinter uns stellte.

Die Rückenfreiheit tat gut. Wissend, ich könnte ungehindert zurücktreten, wenn es nötig sein würde.

Langsam kam Bewegung auf die Bühne. Eine Vorband nahm ihren Platz ein. Niila, eine finnische Neuentdeckung, wie ich dann heute gelesen habe. Für mich war klar, sie sind Merk-WÜRDIG. Ihre Musik war gut und löste bei den Zuschauern die „Verspannungen“ die sich eingeschlichen hatten beim warten und anstehen.

Nur kurz der Auftritt, der erste dieser Art vor so viel Publikum. Bravourös gemeistert.
Eine Weile blieb es still. Still unter Tausenden.

Es wimmelte. Eisverkäufer, Brezeln, Brote, Bier. Bewundernswert wie die Verkäufer ihr Zeug an Mann und Frau brachten. Scheinbar niemals müde werdend, fragend umherzuschauen und anzupreisen.

Dann begann in der Mitte der Tribüne ein älterer aufgekratzter Herr nach einer Laolawelle zu rufen.
Nur ein paar wenige in seiner Nähe machten mit. Beeindruckend, er lies sich nicht beirren. Nach einigen Minuten stand er wieder auf, rief nochmals in die Runde und es wurde eine etwas größere Welle. Noch immer etwas unbegeistert schauten andere zu.
Er setzte sich enttäuscht. Doch plötzlich ging ein Raunen durch die Tribüne, sein Enthusiasmus hatte die anderen angesteckt. Beginnend in der Mitte lief die Welle zum Rand hin, schwappte über auf die vor der Bühne stehenden und von dort wieder hin zur Tribüne.
Eine, zwei, drei ...sieben acht ….. aufstehende und Arme in die Höhe hebende Menschenwellen.
Welch Energie da durch die Bühne lief.

Da merkte ich das erste Mal, dass sie im Rücken fehlte. Das Erlebnis hörte „vorn“ auf.

Nun trat eine weitere Band auf. Nen Typ,der einem nen Lächeln ins Gesicht zauberte. Riesige Brille auf einer winzigen Nase, in einem so strahlenden Gesicht, wie das große Leinwandbild verriet. Mich brachten zudem noch seine roten Schuhe zum grinsen. Irgendwie dachte ich „toll Ben, biste also in Form von Schuhen auch anwesend und machst mir so Mut“.
Die Band hatte „Feuer unterm Arsch“ sie spielten einfach traumhaft und heizten das Publikum so richtig vor. Carpark North. Sie werden mein nächstes Ziel.

Immer wieder schwenkten Arme im Rhythmus der Musik nach oben. Wieder und wieder. Ein Anblick, der die Energie vermittelte, die sich immer mehr aufbaute.
Die Mädels neben mir wollten Sunrise sehen, nörgelten etwas, dass das Vorprogramm so lange dauerte und als Carpark North fertig waren, musste die Bühne wieder umgeräumt werden. Nochmals vergingen einige Momente.
Luft holen. Jedenfalls empfand ich es so. Durchatmen, für den Hauptakt. Alles wollte ja auch aufgenommen und genossen werden. Langsam färbte sich der Himmel zwischen den Bäumen dunkler.

Security kamen von einer Seite her zur Bühne und bauten sich vor dem sehr nahen Publikum auf.
Raunen ….. löste das Murren ab und nach ein paar Minuten betraten die Bandmitglieder von Sunrise Avenue die Bühne. Kreischen, juchen und klatschen tobte durch das Areal.
 
Dann begann das Konzert, begleitet von einer unbeschreiblich schönen Lichtshow
Jedes ihrer Lieder hatte eine eigene Choreographie.
Angefangen von einem zerbrochenen Herzen, über Tauben die zuerst weiß waren und dann bunt wurden, riesigen Uhren  bis hin zu einem weg fliegenden Flugzeug war alles dabei.

Meine Gedanken wanderten zu Euch …. zu Euch, die ihr mir Mut gemacht habt und Kraft geschenkt, ich setzte Euch mitten hinein in das Geschehen. Das nächste Mal dann … stehe ich neben Euch :))) MITTENDRIN

Mit zunehmender Dunkelheit strahlten die Laser immer mehr ins Geschehen. Ein Panther sprang immer wieder aufs Publikum zu, während aus der Masse ein erster Patient von den Sanitätern auf einer Trage weggeholt wurde.
Spätesten als Samu ein Herz während des Singens in die Menge malte hatte er auch die letzten völlig in seinen Bann gezogen.

Die Zeit verfloss viel zu schnell. Wie beim Fußball verließen die ersten schon ihre Plätze – Aufbruchstimmung. Die den letzten Liedern ein wenig ihre Ausstrahlung raubten.Während vorn noch die Sänger auf der Bühne und die Zuschauer davor die Szene rockten, wurde es hinter mir immer voller. Gehende!
Wieder einmal wurde mir bewusst wie vielen Leuten ich heute mit meiner „MenschenPanik“ sozusagen „gegenüberstand“.

Ich machte es wie damals beim Fußball. Blieb stehen, abwartend bis sich die wartende Masse immer mehr auflöste und die Schritte nicht mehr nur Zentimeter groß waren. Ich genoss den Rundumblick, atmete noch einmal tief durch, denn während des Konzertes hatte mich mein innerer Klimawandel etwas aus der Fassung gebracht. Energiegeladen ging es dann an den Heimweg. Wissend, die Bahnen werden voll sein.

Ich konnte auch da warten, es war egal wann ich nach Hause komme, aufgekratzt, war an Schlaf längst noch nicht zu denken.

Glücklich und voller Freude machte es mir so auch nichts aus das ein Mitfahrer unbedingt auf Kuschelkurs gehen wollte. Ein Augen schließen und erlebte Momente vorbeiziehen lassen, trugen dazu bei, das ich in keine Panik geriet.

Und während ich schreibe läuft Hollywood Hills im Radio und ich weiß einmal mehr
diese Lieder werden sich nun für mich völlig anders anhören als bisher.
Sie werden mich immer erinnern – erinnern an etwas „geschafftes“ - zurückgelassenes.











LIFESAVER


Ich kämpfe zu hart, um zu gewinnen
Wieder zurück auf dem Boden
Ich bin kurz davor aufzugeben,
Aber du bist mein zweiter Wind
Ermüdest du niemals?
Begegnest all meinen Flammen
Ich brauche im Moment niemanden außer Dir.
Darum sage ich,
Oh, mein Freund, du streckst deine Hand aus
Ich nehme sie wie ein Ruder aus der Tiefe
Hey, Lebensretter, ich ertrinke in Verzweiflung
Aber du kämpfst für mich bis ans Ende
Du ziehst mich zurück ans Land und rettest mich ein weiteres Mal
Du hilfst mir die irren Fehler, die ich gemacht habe, wegzuspülen.
Und ich sehe es in deinem Gesicht,
Meine einzige Quelle der Gnade
Nein, ich halte es nicht für selbstverständlich
Die ganze Zeit, die du verschwendet hast,
mit dem aufopfern für einen Idioten.
Darum sage ich,
Oh, mein Freund, du streckst deine Hand aus
Ich nehme sie wie ein Ruder aus der Tiefe
Hey, Lebensretter, ich ertrinke in Verzweiflung
Aber du kämpfst für mich bis ans Ende
Du ziehst mich zurück ans Land und rettest mich ein weiteres Mal
Du hebst mich höher,
bewahrst das Feuer
Du machst mich stark genug, um zu bleiben
Du hebst mich höher,
Ich stehe vielleicht nicht aufrecht,
Aber ohne dich würde ich fallen.
Oh, mein Freund, du streckst deine Hand aus
Ich nehme sie wie ein Ruder aus der Tiefe
Hey, Lebensretter, ich ertrinke in Verzweiflung
Aber du kämpfst für mich bis ans Ende
Du ziehst mich zurück ans Land und rettest mich ein weiteres Mal
Du hebst mich höher,
bewahrst das Feuer,
Du machst mich stark genug, um zu bleiben!




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