Oder
Wonach riecht der Wind?
Ich blicke auf einen wolkenlosen blauen
Himmel und der Wind zischt in den Erlen.
Er ist ein Verführer, macht neugierig,
ruft und lockt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und so
soll es eine Dorfrunde sein.
Unten umfängt mich die Wärme eines
Sommertages, die oben auf meinem „windumwehten“ Balkon weniger
spürbar ist.
Entlang am Gutshof führt mich mein
Spaziergang.
Die Hofgänse sitzen im Schatten und
putzen ihre Federn. Als Hofhund zu dienen und laut schnatternd und
Flügel schlagend Spaziergänger zu erschrecken, dazu scheint ihnen
heute die Lust zu fehlen und so lassen sie nur ein leises Schnäbel
klappern von sich hören.
Im Schatten der großen Eichen lässt
es sich gut laufen und der Wind rauscht in den Zweigen. Kühlt.
Begleitet von Vogelgesang genieße ich
die Blumenpracht in den Gärten. Rosen in allen Farben.
Weit vor mir spaziert ein Pärchen und
bleibt immer wieder küssend stehen. „Ein junges Liebespaar“,
denke ich und hole langsam auf.
Beim näherkommen sehe ich, dass die
beiden deutlich älter sind als ihr Gang verriet. Sogar deutlich
älter als ich.
Liebe hält Jung und es ist eine Freude
den beiden „zuzusehen“.
Sie bleiben stehen, wollen keinen
Schatten als Gefolge.
Lächelnd trabe ich an ihnen vorbei.
Die Sonne gibt ihr bestes. Inzwischen
schützen keine Eichen mehr meinen Spazierweg.
Sonnenschein trifft auf kleine pralle
Augustäpfel. Ein Grün duftender Windhauch streift mich und
Erinnerungen an den kleinen Apfelbaum im Garten meiner Eltern, der
leider gefällt wurde, werden wach.
Sonnenwarm gepflückt schmeckten sie am
besten.
Ich bleibe stehen, fotografiere. Werde
überholt vom Händchenhaltenden Pärchen. So schön anzusehen.
Sie strahlen Liebe, Glück, Vertrauen
und Geborgenheit aus.
Weiter geht’s. Auf einem Grundstück
ein lautloser Rasenmäher. Begeistert bleibe nicht nur ich stehen.
Während der kleine Grüne Bahn um Bahn
über die riesige Rasenfläche zieht, trällern Amseln und Co
ungestört in den blauen Himmel.
Der kleine Dorfteich ist fast
ausgetrocknet und das dort beheimatete Entenpaar nicht zu sehen. In
den Vorgärten blühen Phlox, Rosen, Lilien, Schafgarbe und
Margeriten im wunderschönsten Farbverbund, ohne sich untereinander
„auszustechen“. Bieten Schmetterlingen eine nahrhafte Idylle.
Lieblicher Lindenduft zieht durch die
Straßen. Das alte, halbverfallene Backsteinhaus strömt noch immer
etwas geheimnisvolles aus, selbst im strahlenden Sonnenschein wirkt
es einen Hauch düster. Welche Geschichten es wohl erzählen könnte?!
Meinen Dorfspaziergang beende ich mit
einer üblichen Runde um den Pfuhl und besuche die Blesshühner.
„Meine“ Kleinen sind nun hübsche Teenager geworden und fast so
groß wie ihre Eltern.
Eine Weile schauen ich ihnen noch beim
schwimmen und Futterfang zu, bevor ich mich gedanklich verabschiede
und mich auf meinen „wind- gekühlten“ Balkon zurückziehe.
Schmunzelnd lasse ich die Begegnungen
noch einmal an mir vorbeiziehen ….. Danke Tag
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