Anstand
und Lächeln
Vor ein paar Tagen begegnete mir in
einem Forum für Autoren ein Buch. Den Autor lese ich sehr gerne,
da er wunderbare Gedichte schreibt und auch seinen Erinnerungen folge
ich gern.
Der Titel machte ebenso neugierig, doch
der Inhalt war für mich Grund genug, einmal selbst wieder
zurückzublicken.
Es geht um Einkäufe, einen vollen
Wagen, der im Weg steht und beiseite geschoben werden muss und
Lächeln und Anstand.
Mir gerät sofort das Wort Erwartungen
in den Sinn!
Jeder von uns kennt sicher solche
Situationen, in denen Wagen im Weg stehen.
Auch ich. Und es gab eine Zeit, da habe
auch ich diese Wagen beiseite geschoben und mich über jenen
geärgert, der diesen SCHEINBAR ohne nachzudenken, einfach dort
abgestellt hat.
Doch irgendwann kam ich in eine
Lebensphase, wo unter anderem auch Einkaufen für mich eine reine
Höllentour wurde.
Die Zeit der Paniken und Ängste. Schon
wenn ich vor die Tür ging, hinaus aus meiner mich „beschützenden
Wohnung“ hatte ich das Gefühl, über mir schlüge die Welt
zusammen. Geschlossene fremde Räume, Menschen, Lärm machten mir
Angst.
Schweißausbrüche, Atemnot, Herzrasen
und diverse andere Sachen waren dann mein Begleiter.
Einkaufen wurde zum „Überlebenskampf“.
Meine Konzentration richtete sich
allein auf MICH. Ich weiß nicht, ob ich meinen Wagen auch voll
beladen in der Mitte habe stehen lassen. Ich weiß aber, dass ich nur
auf mich achtend einkaufte. Bedacht darauf, so wenigen Menschen wie
möglich zu begegnen.
Da gab es kein Blicken, oder Lächeln.
Nur inneres verkrampft sein. Wieder hinaus wollen. NACH HAUSE … in
meine Burg!
Sicher gibt es auch jene, die
Gedankenlos einkaufen. Doch können wir in die Köpfe schauen?
Stört mich heute ein Wagen, oder sehe
ich Unsicherheit, schiebe ich den Wagen mit einem aufmunternden
Lächeln beiseite. Nicht immer ist es böse Absicht, wenn jemand
seinen Wagen mitten in der Reihe stehen lässt!
Mit Hilfe an meiner Seite, habe ich
diese Lebensphase inzwischen überwunden und blicke nun „von der
anderen Seite“ . Jedoch immer mit der Erinnerung, selber einmal
völlig überfordert gewesen zu sein.
Bewusst geworden ist mir dies im
letzten Jahr, als ich nach vielen Jahren endlich wieder begann mit
Freude Bus zu fahren und auch die Stadt mit dem Bus zu erkunden. Ich
hatte keine Angst vor Bussen, die Enge und die vielen Menschen waren
der Grund. Bahn fahren MUSSTE gehen, irgendwie muss man ja voran
kommen. Doch das bewältigte ich oft auch nur mit mürrischem
Gesicht, Musik in den Ohren und einer krampfhaften Stellung, die es
mir ermöglichte alles um mich her „AUSZUBLENDEN“.
Ich war also unterwegs um die Stadt zu
erkunden. Inzwischen hatte ich meine Ängste und Paniken in Griff und
nicht mehr sie mich.
Ich suchte mir Ziele, Fahrmöglichkeiten
und Tage an denen ich mir ganz sicher war, nicht zurück zufallen in
eine Panik.
Inzwischen hatte ich es soweit
geschafft, nicht mehr nur KONZENTRIERT diesen einen Weg zu gehen, zu
fahren, sondern konnte bei Bedarf auch einmal „umschwenken“ auf
ein anderes Verkehrsmittel.
An jenem Tag war ich also mit dem Bus
unterwegs. Mein Ziel, die Engelbecken, hatte ich erkundet und meinen
vorher gut „abgesteckten“ Heimweg konnte ich an diesem Tag
erweitern. Mir ging es gut und ich sah keinen Grund nicht noch etwas
anderes zu unternehmen.
Ich wollte einen Kaffee trinken. Bisher gestaltete sich das immer schwierig und wenn dann nur zusammen mit meiner damaligen Begleiterin.
Ich wollte einen Kaffee trinken. Bisher gestaltete sich das immer schwierig und wenn dann nur zusammen mit meiner damaligen Begleiterin.
Doch ich war entschlossen und so kam es
dann später zu folgender Begegnung an der Bushaltestelle.
Entnommen aus Engelbecken
- Untwerwegs in Berlin
Kreuzberg
und wir kommen nochmals ins Gespräch. Sie will zum Alexanderplatz
und als ich ihr vom Bus aus den großen Silberling zeige beginnt sie
wieder zu lächeln. Am Ostbahnhof finden wir auch gemeinsam den
passenden Bus für sie. Und nochmals darf ich helfen. Junge Studenten
aus Stuttgart suchen den Bus und wir können gemeinsam ordentlich
lachen, weil einer von ihnen statt nach 240 immer nach 210 fragt. „
Es gibt auch heute noch Tage, an denen
ich nicht mit einem Dauergrinsen unterwegs bin oder mich ein nach
Alkohol stinkender Mitfahrer zusammen zucken lässt weil ich durch
den Geruch an Erinnerungen gerückt werde, ein Wagen im Weg steht
oder in der Bahn jemand UNBEDINGT an der Tür stehen bleiben muss,
doch ich versuche mich immer wieder zu erinnern, das es in meinem
Leben , die Zeit der Ängste, Paniken und Unsicherheiten gab, wenn
ich unterwegs war.
Lächeln wir doch einfach, wenn wir
einen vollen Wagen beiseite schieben und fragen nicht nach Anstand ….denn unser Gegenüber
könnte gerade tief
versunken in einer uns „fremden“ Welt gefangen sein.
Halten wir es doch wie Pur - Erwarten keinen Anstand, sondern begegnen uns mit Achtung und Respekt
Lächelnde Grüße in einen Wolkenlosen Tag :-)
Halten wir es doch wie Pur - Erwarten keinen Anstand, sondern begegnen uns mit Achtung und Respekt
Lächelnde Grüße in einen Wolkenlosen Tag :-)
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