Erlebnisspektrum
In den letzten Monaten habe ich eine
alte Dame auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten dürfen.
Dabei gab es ein breites
Erlebnisspektrum.
Unendlich gefühlte Freude.
Liebe, die da ist, wo sie sein will
Dankbarkeit
Traurigkeit
Erinnerungen – die in ihren
„Zwischenzeiten“ auftauchten, wenn wir in ihrem Fotoalbum
stöberten.
Ich durfte erleben, wie Fremde,
überhaupt nicht miteinander fremdeln
Durfte sehen, wie meine Enkeltochter
und „meine Omi“ sich in einer Sprache verstanden, die die
Altersphase „zwischen Jung und Alt“ oftmals verloren hat.
Doch ich durfte auch Schattenseiten
erleben.
Der süßliche Duft, schleichender
Verwesung hat sich in mein Herz gelegt.
Ich stelle keine Fragen und suche doch
nach Antworten.
Nach Lösungen.
Mich bewegen Gedanken, stellen manches
auf den Kopf.
Wir, ja – ich erlaube mir wir zu
sagen – wir scheinen abzustumpfen, um der Realität zu entfliehen.
Wer spricht für die Menschen, die in
Heimen leben, ohne Anverwandte zu haben. Wer achtet auf das, was da
oft aus Zeitmangel geschieht oder nicht geschieht.
Wir gehen auf die Straße für den
Frieden, für Homosexuelle, für Tiere und die Natur.
Wir kämpfen auf den Straßen gegen
Gewalt, wir stehen auf für mehr Lohn ….doch wer spricht für jene,
die es allein nicht mehr können ….. nur weil sie „alt und
allein“ sind.
Dies waren meine Wellen in den letzten
Wochen … und sie sind es immer noch ...über den Tod hinaus